
1881 | Max Graf, gelernter Bäcker aus einer zugewanderten Stellmacher-Familie, heiratet in Aufkirchen, Pfarr- und Schulort der Gemeinde Berg/Starnberger See, Therese Heimrath, Tochter einer alteingesessenen Bauernfamilie aus dem nahen Aufhausen. |
1894 | Oskar wird am 22. Juli als neuntes von elf Kindern (von denen acht überleben) geboren. |
1900 | Am 1. Mai Beginn der Schulzeit in der zweiklassigen Schule in Aufkirchen. |
1905 | Oskar arbeitet mit in der Bäckerei, unter dem Regiment des durch seine Militärzeit geprägten ältesten Bruders Max. |
1906 | Am 28. April stirbt der Vater. |
1907 | Im April endet die Schulzeit und beginnt die Bäckerlehre beim Bruder Max. |
1910 | Er gewinnt für eine Besprechung von Turgenevs „Gedichte in Prosa“ einen Preis vom Reclam-Verlag Leipzig |
1911 | Im September flieht Oskar nach München, er schickt Texte an Redaktionen und Verlage, lebt von Gelegenheitsarbeiten und nimmt Kontakte zu anarchistischen Kreisen auf. |
1912 | Aufsätze zur Anarchie. |
1913 | Im Frühjahr Vagabondage zum Monte Verità, Ascona, mit seinem Freund, dem Maler Georg Schrimpf; Rückkehr nach München, wechselnde Gelegenheitsarbeiten. |
1914 | Aufenthalt in Berlin, in der expressionistischen Zeitschrift „Aktion“ erscheinen zwei Gedichte; ab 1. Dezember Soldat in München, Grundausbildung in der Trainkaserne. |
1915 1916 | Ab Februar an der russischen Front; im Mai im Lazarett bei München; am 28. Mai 1915 Tod des Bruders Max an der Westfront; ab Juni wieder beim Bau von Eisenbahnstrecken an der Ostfront; Januar 1916 Befehlsverweigerung und Simulation einer Kriegsneurose, Einweisung in Irrenanstalten (Görden bei Brandenburg, dann Haar bei München); Dezember 1916 Entlassung aus der Klinik und als „dienstunbrauchbar“ aus dem Militär. |
1917 | In München, erste Beiträge in Zeitungen und Zeitschriften; ab April nennt er sich auf Wunsch des gleichnamigen Kriegsmalers Oskar Graf und auf Vorschlag des Malers Carlo Holzer Oskar Maria Graf; 26. Mai Heirat mit Karoline Bretting. |
1918 | Mit Georg Schrimpf verhaftet wegen Verbreitung einer kriegskritischen Schrift; Stipendium von Professor Roman Woerner und Hertha König; Bekanntschaft mit Rainer Maria Rilke; am 13. Juni Tochter Annemarie geboren; er lebt als Schieber und Unterhalter in der Nymphenburger Villa Anthony van Hobokens; erster Gedichtband DIE REVOLUTIONÄRE erscheint in Dresden; Oskar beteiligt sich beim Ausbruch der Revolution in München. |
1919 | In der bis 2. Mai dauernden Münchner Rätezeit sporadisch als Hilfszensor tätig; danach verhaftet, dank Rilkes und Professor Woerners Fürsprache entlassen; Lebensgemeinschaft mit Mirjam Sachs (Heirat erst 1944 in New York, nach einseitiger Scheidung von Karoline Bretting); zweiter Gedichtband AMEN UND ANFANG. |
1920 | Dramaturg bei einem Arbeiterbühnenverein (bis Mitte 1921); Atelierfeste für zahlende Besucher in München, Barerstraße 37, Rückgebäude. |
1921 | Buch über Maria Uhden (Reihe „Junge Kunst“) und UA-PUA, Indianerdichtung in bibliophiler Aufmachung mit Lithos von Schrimpf im Verlag von F. L. Habbel Regensburg. |
1922 | Erscheinen von FRÜHZEIT (erste Autobiographie, später überarbeitet zu Teil I von GEFANGENE) und Erzählband ZUR FREUNDLICHEN Erinnerung. |
1923 | Buch über Georg Schrimpf (Reihe „Junge Kunst“). |
1924 | Erfolgreicher Erzählband aus einer alten bayrischen Familienchronik. |
1925 | Zwei Romane erscheinen: DIE HEIMSUCHUNG im Verlag der Büchergemeinde Bonn und DIE CHRONIK VON FLECHTING, ein DORFROMAN beim Drei Masken Verlag München. |
1926 | Erzählband FINSTERNIS; OMG beteiligt sich maßgeblich in diesem Jahr an der Kunststadt-Debatte; er übt mit Thomas Mann u. a. Kritik an den restaurativen Tendenzen in München. |
1927 | Literarischer Durchbruch mit WIR SIND GEFANGENE im Drei Masken Verlag, das Buch wird im Jahr darauf durch Thomas Manns Vermittlung in USA übersetzt als PRISONERS ALL; außerdem erscheinen eine Märchensammlung LICHT UND SCHATTEN und WUNDERBARE MENSCHEN, der Bericht über die „Arbeiterbühne“. |
1928 | DAS BAYRISCHE DEKAMERON (mit Steinzeichnungen von Walter Marcuse) bringt den „Durchbruch zum literarischen Geschäft“ (G. Bauer) und sichert mit vielen Auflagen und Umarbeitungen wiederholte Einkünfte. |
1929 | Zwei Bände Erzählungen, KALENDERGESCHICHTEN vom Land und aus der Stadt, die später wiederholt neu bearbeitet und anders zusammengestellt erscheinen. |
1931 1932 | Vier neue Bücher erscheinen: BOLWIESER. ROMAN EINES EHEMANNS; ein Roman aus der nachrevolutionären Zeit, EINER GEGEN ALLE; ein Erzählband DORFBANDITEN und eine Sammlung von Erzählungen und Glossen NOTIZBUCH DES PROVINZSCHRIFTSTELLERS 1932. |
1933 | Am 24. Februar Vortragsreise nach Wien, mit der das Exil beginnt; am 12. Mai bringt die „Wiener Arbeiterzeitung“ OMGs Reaktion auf die deutsche Bücherverbrennung vom 10. Mai VERBRENNT MICH, die man in München mit Androhung einer Verbrennung seiner Bücher beantwortet; OMG protestiert gegen Geschäfte mit seinen Büchern, erstreitet die Rechte daran; wöchentlich hält er mehrere Vorträge in Wien und anderen Städten über das NS-System; mit Anna Seghers, Wieland Herzfelde und Jan Petersen gibt er ab September bis August 1935 die „Neuen Deutschen Blätter“ heraus. |
1934 | Im Februar Flucht aus Wien nach Brünn/Brno (CSR); mit der zweiten Ausbürgerungsliste der Nazis im März wird OMG die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt; August bis Oktober Reise in die Sowjetunion zum Allunionskongress der Schriftsteller, anschließend Reise in den Kaukasus; am 27. September stirbt die Mutter. |
1935 | Russische Autoren besuchen OMG in Brünn; DER HARTE HANDEL. EIN BAYRISCHER BAUERNROMAN erscheint im Exilverlag Querido in Amsterdam. |
1936 | DER ABGRUND. EIN ZEITROMAN erscheint in London und Moskau/Leningrad. |
1937 | ANTON SITTINGER. EIN SATIRISCHER ROMAN erscheint im Malik Verlag in London; Mitarbeit Grafs an Thomas Manns Zweimonatsschrift „Maß und Wert“ (Zürich). |
1938 | DER QUASTERL erscheint in Moskau (Teilabdruck schon 1937 in Thomas Manns Zeitschrift „Maß und Wert“ unter dem Titel „Menschen der Heimat“); im Juli Flug über Deutschland nach Rotterdam, Schiffsfahrt nach New York, ab September Wohnung in Nord Manhattan (bis zum Lebensende); OMG gründet die GAWA (German American Writers Association) und wird erster Vorsitzender, Thomas Mann wird Ehrenvorsitzender. |
1940 | Mit einem US-Stipendium beendet OMG in der Künstlerkolonie Yaddo DAS LEBEN MEINER MUTTER, das im November in englischer Übersetzung erscheint. |
1941 | OMG arbeitet an ER NANNTE SICH BANSCHO; dieser Roman erscheint 1964 in DDR-Berlin und erst 1982 in der BRD bei der Büchergilde Gutenberg. |
1942 | Arbeit an dem utopischen Roman DIE EROBERUNG DER WELT, der 1949 beim Kurt Desch Verlag, München, erscheint. |
1943 | Hausdurchsuchung bei OMG durch den FBI; Gründung des Stammtisches, der bis in die Gegenwart existiert. |
1944 | Im April Gründung des Aurora-Verlages mit Bloch, Brecht, Heartfield u. a., in dem DER QUASTERL UND ANDERE ERZÄHLUNGEN erscheint. |
1945 | OMG erkundigt sich nach überlebenden NS-Opfern und startet eine Hilfspaketaktion nach Bayern. |
1946 | OMGs wichtigstes Buch DAS LEBEN MEINER MUTTER erscheint beim Kurt Desch Verlag in München; die Pläne des Staatenlosen zur Heimkehr scheitern, weil er bis 1957 kein US-Bürger wird und damit kein Re-Enterpermit erhält; er sucht Kontakt zu Verlagen in West- und Ostdeutschland. |
1947 | Der Roman UNRUHE UM EINEN FRIEDFERTIGEN erscheint bei Aurora in New York. |
1949 | Der Roman DIE EROBERUNG DER WELT, an dem OMG lange arbeitete, erscheint beim Kurt Desch Verlag in München. |
1950 | Arbeit an Essays und Betrachtungen für verschiedene Journale; die Erzählsammlung MITMENSCHEN erscheint beim Aufbau Verlag in DDR-Berlin. |
1951 | Arbeit am Essay DER MORALIST ALS WURZEL DER DIKTATUR. Eine geistespolitische Betrachtung, erst postum 1989 in den von H. F. Pfanner herausgegebenen „Reden und Aufsätze aus dem Exil“ gedruckt. |
1953 | Menschen aus meiner Jugend auf dem Dorfe, eine Auswahl aus MITMENSCHEN erscheint in Leipzig. |
1954 | Zum 60. Geburtstag erscheint der Gedichtzyklus DER EWIGE KALENDER im Selbstverlag. |
1956 | OMG erhält Wiedergutmachungszahlungen für den Verlust seiner Bücher und Bilder in München; er wird Ordentliches Mitglied der Akademie der Künste in Westberlin; er arbeitet an DIE GEZÄHLTEN JAHRE, einer neuen Fassung von DER ABGRUND, die erst 1976 im Süddeutschen Verlag erscheint. |
1957 | Heftige Asthmaanfälle; im Dezember Vereidigung als Staatsbürger auf die US-Verfassung nach Streichung des Absatzes zur Verteidigungspflicht mit der Waffe; in Rudolstadt (DDR) kommt eine neu zusammengestellte, mit jüngeren Texten ergänzte Ausgabe der KALENDERGESCHICHTEN heraus. |
1958 | Erste Europareise von Juni bis Oktober, in München Lesung in der Lederhose während der 800 Jahr-Feier-Veranstaltungen im Cuvilliés-Theater. |
1959 | Zum 65. Geburtstag bringt der Kurt Desch-Verlag (München) die 3. Auflage des MUTTER-Buches heraus; im Nest-Verlag (Frankfurt) erscheinen die Romane DIE FLUCHT INS MITTELMÄSSIGE, an der OMG seit 1952 arbeitete, und DIE ERBEN DES UNTERGANGS, eine Neuausgabe von EROBERUNG DER WELT; am 11. November stirbt Mirjam Graf. |
1960 | Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Wayne State University, Detroit; zweite Europareise. |
1961 | Die Essaysammlung AN MANCHEN TAGEN erscheint im Nest Verlag (Frankfurt). |
1962 | Sammelbände mit überarbeiteten und neu zusammengestellten Erzählungen erscheinen: DER GROSSE BAUERNSPIEGEL bei Kurt Desch, GRÖSSTENTEILS SCHIMPFLICH bei der Büchergilde Gutenberg; anonym erscheinen beim Nest Verlag ALTMODISCHE GEDICHTE EINES DUTZENDMENSCHEN; am 28. Juni Hochzeit mit Gisela Blauner. |
1963 | Januar bis Mai Erholungsaufenthalt wegen seiner Atemleiden in Arizona. |
1964 | Dritte Europareise; OMG wird korrespondierendes Mitglied der Akademie der Künste der DDR in Berlin; Ehrengabe der Stadt München; ER NANNTE SICH BANSCHO erscheint in DDR-Berlin (18 Jahre später in der BRD). |
1965 | Vierte und letzte Europareise von Juni bis Oktober. |
1966 | GELÄCHTER VON AUSSEN, erster Band einer geplanten Autobiographie, an der OMG seit 1961 arbeitete, erscheint im Kurt Desch Verlag, München; Offener Brief an Papst Paul VI. gegen die Atomrüstung; eine neu zusammengestellte, überarbeitete Auflage des BAYRISCHEN LESEBÜCHERL erscheint im Fackelträger Verlag Hannover. |
1967 | OMGs letzter Aufsatz ZURÜCK ZUR SENTIMENTALITÄT erscheint am 3./4. Juni in der „Süddeutschen Zeitung“; am 28. Juni stirbt OMG in New York, seine Urne wird ein Jahr später in München auf dem Prominenten-Friedhof in Bogenhausen beigesetzt. |
(Zusammenstellung, orientiert an Hans Dollingers und Gerhard Bauers Zeittafeln) Für ergänzende und weiterführende Information empfehlen wir – statt Wikipedia & Co, – die Erwähnungen Grafs in den Fachportalen der Bayerischen Staatsbibliothek: Historisches Lexikon Bayerns und Literaturportal Bayern. Einzelne der Artikel haben Mitglieder der OMG-Gesellschaft verfasst. |